Das Mindset des Therapeuten: Wichtige Aspekte für eine effektive Diagnose und Behandlung

Abstract

Dieser Artikel befasst sich mit zentralen Aspekten des Zustands des Therapeutenhrend einer Diagnose und TCM-Behandlung. Die hier angeführten Empfehlungen haben Ihren Ursprung in klassischen Texten, wie dem Huangdi Neijing. Die Techniken der Engaging Vitality haben sie integriert, erweitert und verfeinert. Skizziert werden daraus im Folgenden: Shi (die Neigung – hier im Kontext eines „strategischen Vorteils), Ji(die Qi-Dynamik), Ting (das Zuhören), Jing (die Stille) und Zheng (die Ausrichtung). Diskutiert wird, neben anderem, ob und inwiefern es hilfreich sein kann, aufmerksam, aber ohne Absicht zu palpieren und dementsprechend mit der Anamnese erst nach der körperlichen Untersuchung eines Patienten zu beginnen. Besprochen wird auch, wie es gelingt einen „sanften Fokus“ beizubehalten und welche Aspekte die eigentliche „Kunst des Nadelns“ ausmachen. Für Praktizierende von Engaging Vitality ist ein solches Mindset zentral für jede Akupunktur-Behandlung. Wertvolle Perspektiven kann es auch für andere Akupunkturstile, wie auch für die Chinesische Arzneimitteltherapie bieten. Wie diese Konzepte ganz praktisch in einer Behandlung Anwendung finden können, war Gegenstand des Engaging Vitality-Workshops, beim TCM-Kongress in Rothenburg im Mai 2022, den ich mit Dan Bensky und Velia Wortman durchführte.

In meinem ersten Artikel, in der Qi vom Februar 2022, (S. 53) habe ich bereits die Prinzipien von Engaging Vitality vorgestellt: Einem palpatorisch basierten Ansatz zur Akupunktur. Er wurde von Dan Bensky, Charles Chace und Marguerite Dinkins entwickelt. Sie integrierten dabei palpatorische Techniken aus der Osteopathie in die ostasiatische Medizin.

In diesem Artikel möchte ich den mentalen und physischen Zustand von uns selbst in den Fokus nehmen. Welche Voraussetzungen sind bei uns als Behandler wichtig, wenn wir mit dem Qi unserer Patienten arbeiten? Warum gilt dies für das Abtasten und Nadeln gleichermaßen?

Mindset des Therapeuten

Wenn wir optimal palpieren und behandeln wollen, ist unser eigener Zustand als Behandler sehr wichtig. Dieses Prinzip wird zum Beispiel im ersten Kapitel des Ling Shu betont. Hier wird der Praktizierende ermahnt, „auf den Geist und nicht auf die Form zu achten“ und auf die Dynamik und nicht auf die Gelenke zu achten“. Daraus wird deutlich, dass der Praktizierende ein gewisses Bewusstsein entwickeln sollte, um die subtilen Veränderungen erkennen zu können, die im Körper stattfinden.

Die Sprache und die Formulierungen im Ling Shu finden sich auch in der frühen Literatur zur inneren Kultivierung wieder, wie beispielsweise im Nei Ye1 und der 12 Knob Jade Instruktionen2. Diese können als die frühesten Meditations-Handbücher betrachtet werden. Beide betonen einen Zustand der Stille und des Bewusstseins, um einen optimalen Qi-Fluss im Körper zu ermöglichen. Viele dieser Ideen und Vorstellungen stammen aus der Zeit der Streitenden Reiche (475 v. Chr. bis 221 v. Chr.) und der Frühen Han Dynastie (207 v. Chr. bis 8 n. Chr.).

Im Folgenden möchte ich einige Konzepte skizzieren, von denen ich glaube, dass sie von grundlegender Bedeutung sind, um den richtigen Zustand für eine optimale Diagnose und Behandlung zu erreichen.

Wichtige Aspekte

Shi

Shi läßt sich in diesem Kontext mit „strategischem Vorteil“ übersetzen und Shi ist generell eines der wichtigsten Konzepte zum Verständnis von Chinesischer Medizin. Es bringt zum Ausdruck, wie wichtig es ist, einen strategischen Vorteil zu nutzen, dadurch, dass wir das Terrain kennen, das wir beobachten. Zum Vergleich: Ein Militärkommandant wird die Geographie und die Positionierung der feindlichen Truppen kennen und er wird den Zustand seiner eigenen Truppen berücksichtigen, bevor er in die Schlacht zieht. In gleicher Weise müssen wir Therapeuten die Landschaft des Körpers eines Patienten wahrnehmen, seine Konstitution erkennen, seine gegenwärtige Erscheinung (Zheng) sowie die Anwesenheit, Art und Ort von Pathogenen verstehen. Je zutreffender wir die aktuelle Situation, das Momentum, die Veranlagungen und die beginnenden Veränderungen einschätzen können, desto differenzierter können wir die Behandlung planen und etwaige Entwicklungen vorhersehen.

Ji

Ji ist ein weiterer sehr wichtiger Begriff, der bereits in den Klassikern beschrieben wird. Wir können Ji mit dynamisch oder in diesem Zusammenhang, mit Qi-Dynamik übersetzen. Nur wenn man auf die Qi-Dynamik achtet, kann man die subtilen Veränderungen seiner Dynamik wahrnehmen. Das Ling Shu besagt, dass:

Ji die Achse der Ruhe ist, aus der alle Aktivität entspringt3

Damit uns dies gelingt, müssen wir uns in einem bestimmten Zustand der Stille befinden. Viele alte und moderne Kommentatoren wie Zhang Jie-Bin (1553-1640), Zhang Zhi-Cong (1619-1674) und Guo Tian (ein einflußreicher Arzt in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts) haben betont, wie wichtig es ist, die subtilen Veränderungen in der Qi-Dynamik zu beobachten.4

Ting

Ting – das Zuhören: In Engaging Vitality verwenden wir oft den Begriff „Zuhören“. Ein Ausdruck, der zum einen der Osteopathie entlehnt ist, der aber auch in der klassischen chinesischen Literatur vorkommt, insbesondere im Bezug auf die innere Kultivierung. In Engaging Vitality „hören“ wir durch unsere Hände, wenn wir palpieren.

Ich beziehe mich gerne und oft auf die Geschichte im Zhuangzi5, in der Konfuzius die Aufgabe bekommt, seinem Lieblingsschüler Yan Hui zu erklären, dass er nicht mit dem Ohr zuhören solle, sondern mit seinem Verstand, mit seinem Herzen, oder noch besser mit seinem Qi! Übertragen auf unseren klinischen Alltag, denke ich, bedeutet es, dass wir versuchen sollten, offen und aufmerksam zu bleiben, um so subtile Veränderungen in der Qi-Dynamik zu „hören“ – anstatt unsere Gedanken und Vorstellungen unseres Egos auf den Patienten zu projizieren.

Zuhören und Bewusstsein sind darüber hinaus hilfreich, um eine Überbehandlung zu verhindern: Erkennen wir ihre Anzeichen, können wir die Behandlung leicht anpassen., was natürlich voraussetzt, dass man immer wieder überprüft, in welchem Zustand das Qi des Patienten gerade ist (u.a. am „Shape of Qi“ und am Puls).

Keine Erwartung

Ohne Erwartungen bleiben wir offen für vielfältige Möglichkeiten der Diagnose und Behandlung. „Wir sollten darauf vorbereitet sein, von unseren palpatorischen Befunden überrascht zu werden“, ermuntert mein Lehrer und Kollege Dan Bensky gerne seine Schüler. Und, in der Tat, wenn Sie diese Einstellung beherzigen, werden Sie in der Klinik ständig überrascht. Aus diesem Grund untersuche ich meine Patienten bevor ich die Anamnese starte: Ich möchte die Behandlung mit leerem Kopf beginnen. Wenn man aufgrund der Symptome bereits eine Diagnose gestellt hat, kann es leicht passieren, dass man unbewusst „findet, was man sucht“ und eigene Befunde verfälscht werden.

Indem wir versuchen offen und bewusst zu sein und, indem wir auf Details und subtile Veränderungen im Körper achten, können wir ein klareres Bild davon bekommen, was in diesem Moment im Patienten vor sich geht. Die Behandlung kann sich selbst entfalten, wenn wir die subtilen Veränderungen berücksichtigen, die in der Qi-Dynamik stattfinden. Mein Lehrer Charles „Chip“ Chace nannte es den „Tanz mit dem Qi“, eine sehr gute Metapher für diesen Prozess. Ein Tanz der mitunter unerwartete Wendungen nimmt. Das ist so viel lohnender als eine protokollorientierte Behandlung.

Jing

Jing – Stille ist eine der Grundvoraussetzungen, um das Qi zu „hören“. Um Zuhören zu können, muss man in sich selbst eine gewisse Stille erreichen. Wir müssen hierfür keine Meister der Meditation sein, aber, wir brauchen Stille und Leere, für das Wahrnehmen der feinen Veränderungen in der Qi-Dynamik.

Sowohl in frühen medizinischen Werken Chinas, als auch in der Literatur zur Inneren Kultivierung ist das klar dargelegt. Aus der Perspektive der Inneren Kultivierung kann der optimale Qi-Fluss und ein letztendlicher Prozess der Verfeinerung und Transformation nur in diesem Zustand der Stille stattfinden. So ist auch für Ma Dan-Yang (1123-1183), den großen Inneren Alchemisten und Akupunkteur aus dem 12. Jahrhundert, Stille die Voraussetzung für die Arbeit mit dem Qi:

Qi ist schwer zu kontrollieren,

schnell wie ein galoppierendes Pferd,

nur in Ruhe kann es verändert (gelockert) werden.

Zheng

Zheng – die Ausrichtung: Eine korrekte körperliche und geistige Ausrichtung ist ebenfalls grundlegend für unser Palpieren und Nadeln. Um uns beides zu erleichtern, ist nicht eine bestimmte Körperposition erforderlich, wie beispielsweise beim Praktizieren von Kampfkünsten. Wenn Sie aber zum Beispiel einen Punkt nadeln und dabei so gebeugt sind, dass sich Ihre Arme anspannen, dann gibt es keinen optimalen Qi-Fluss in Ihrem Körper. Der „Tanz mit dem Qi“ Ihres Patienten während des Nadelns wird gehemmt.

Auch unsere mentale Ausrichtung beeinflusst den Qi-Fluss in unserem Körper und damit unsere Behandlung. Das Zusammenspiel körperlicher und geistiger Ausrichtung wird bereits sehr früh in den Versen des Nei Ye betont:

Wenn dein Körper nicht ausgerichtet ist,

wird die innere Kraft nicht kommen.

Wenn du innerlich nicht ruhig bist,

wird dein Geist nicht gut geordnet sein.

Richte deinen Körper aus,

unterstütze die innere Kraft,

dann kommt sie Schritt für Schritt von alleine.“6

Sanfter Fokus

Wichtig ist es meines Erachtens auch, dass wir uns einen „sanften Fokus“ bewahren. Dieses Konzept knüpft an die Überlegungen zu „keine Erwartungen“ an, also über Aufmerksamkeit versus Absicht. Wenn unser Fokus zu „hart“ ist, wird uns das System des Patienten „wegdrängen“. Sein Körper wird uns weniger Informationen geben.

Darüber hinaus kann ein „harter“ Ansatz auch das Qi des Patienten beeinflussen. Das Fühlen der „Form des Qi“ („Shape of Qi“) ist eine sehr nützliche diagnostische Technik. Wie wir noch sehen werden, weist sie einige Ähnlichkeiten mit dem Fühlen des Pulses auf. Wenn wir uns zu stark konzentrieren, fühlen wir, dass sich die „Form des Qi“ verschlechtert – etwas, das wir auch im Puls fühlen können. Wir müssen also aufmerksam sein, uns aber nicht zu stark fokussieren. Damit unser eigener Zustand uns nicht von Informationen abschneidet und wir das Qi des Patienten nicht beeinflussen, noch bevor wir eine Nadel gesetzt haben.

Hände wie Wasser“

Aus der Perspektive von Engaging Vitality müssen wir, egal welche Art von Palpation wir durchführen, Hände wie Wasser haben. Es gibt mehrere Palpations-Techniken, abhängig von den verschiedenen Aspekten, die wir fühlen möchten. Aber bei allen Techniken brauchen wir ein gewisses Maß an „Flüssigkeit“. Unsere Hände und auch unser ganzer Körper soll „flüssig“ und aufnahmefähig sein: Wir passen uns der „Form des Qi“ des Patienten an. Wir umspielen sie und wir nehmen ihre Information auf.

Verwurzeln, geschmeidig machen, Integrieren und Öffnen

Eine der wichtigsten Palpationstechniken der Engaging Vitality ist der sogenannte „Shape of Qi“.In diesem Diagnoseprozess setzen wir uns direkt mit dem Qi des Patienten auseinander. Wir können die großen Oberflächen des Körpers unseres Patienten berühren und verschiedene Qualitäten des Qi spüren. Das gibt uns einen allgemeinen Eindruck vom Qi: Schwebt es oder ist es verwurzelt? Ist es geschmeidig oder straff? Ist es integriert oder gibt es einzelne Schichten? Ist der Durchfluss frei oder behindert? Dies sind sehr allgemeine Bemerkungen, aber in der Praxis können wir uns ein sehr klares Bild von der Qi-Dynamik machen.

Um die Qualitäten des Qi einschätzen zu können, brauchen wir selbst auch eine gewisse Verwurzelung, Geschmeidigkeit, Integration und Öffnung unseres eigenen Qi, zumindest bis zu einem gewissen Grad. Wenn wir in der Lage sind, aufmerksam zu „hören“ und zu beobachten, können wir die Veränderungen des Qi unseres Patienten, als Reaktion auf unser Nadeln (oder Moxa oder welche Techniken auch immer) fühlen.

Der „Shape of Qi“ muss sich während der Behandlung verbessern. Wenn das Qi zu stark schwebt, sollte es verwurzelt werden. Wenn es zu straff ist, sollte es weicher werden, ohne seine Grenzen zu verlieren. Wenn es in Schichten liegt, sollte es zu einem homogenen Ganzen integriert werden. Wenn es behindert wird, sollte es besser fließen und so weiter. Dies ist ein äußerst wertvolles Feedback und wird Ihnen sagen, ob Sie effektiv behandeln. Reagiert das Qi unphysiologisch, können Sie den Kurs während Ihrer Behandlung verändern.7

Tong

Tonges kann übersetzt werden als Offenheit, Durchdringung, Verbindung, Hindurchgehen oder auch Kommunikation. Tong ist ein Schlüsselkonzept der Chinesischen Medizin. Es geht um den ungehinderten Durchfluss in den Jing und Luo, um den Austausch unter und die Verbindung zwischen den Strukturen im Körper. Hier im Westen wurde Tong lange vernachlässigt. Aber dank Wissenschaftlern und Therapeuten, wie Volker Scheid und Dan Bensky, wächst unser Bewusstsein dafür wieder.

„Was fließt nicht? Wo und warum fließt es nicht?“ Antworten auf diese Fragen in der Pathophysiologie zu finden, führt uns zu wichtigen Zusammenhängen für unsere Diagnosen.

Wir sprechen bei Behandlungskonzepten beispielsweise viel über „Tonisieren“ und „Zerstreuen“. Aber das Öffnen der Jing und Luo ist oftmals eine Voraussetzung, um den Qi-Flusses wieder herzustellen und zu optimieren.

Auch, wenn tatsächlich eine Fülle oder eine Leere vorliegt, kann durch tong eine Reorganisation des Qi angestoßen werden. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir „Tonisieren“ oder „Zerstreuen“ vollständig aufgeben sollten. Aber meine eigene Erfahrung im Laufe der Jahre ist, dass es häufig am effektivsten ist, einfach dem Qi die Arbeit zu überlassen.

Die Kunst der Akupunktur

Alle bis hier angeführten Haltungen, Vorstellungen und Ausrichtungen im Mindset eines Therapeuten werden auch seine Art zu Akupunktieren verändern. Der eigentliche Prozess des Nadeln ist eine subtile Interaktion mit dem Qi des Patienten, ein „Tanz mit dem Qi“. Der Akupunkteur gibt einen Input und reagiert auch wieder auf die Antwort des Körpers des Patienten.

Bevor wir beginnen „zu tanzen“, müssen wir wissen, ob wir mit dem Qi kommunizieren können – wir fragen das Qi des Patienten, was es uns zu sagen hat:

Dazu wählen wir die Jing aus, deren Qifluss gerade eingeschränkt ist und auf ihnen die Punkte, die besonders aktiv sind. So können wir prüfen, ob die, für ein bestimmtes Behandlungsziel naheliegenden“ Punkte auch im aktuellen Fall angezeigt sind – oder eben nicht. Wir lassen uns von den „aktiven“ Akupunkturpunkten „führen“, in unserem gemeinsamen „Tanz“.

Für das Palpieren der Jing und der Akupunkturpunkte gibt es mehrere Ansätze. Als beispielhaft gelten japanische Stile wie Toyohari oder die Techniken des chinesischen Meisters Dr. Wang Ju-Yi. In Engaging Vitality haben wir die Technik des „Qi Signal Assessment“8, die uns erlaubt die aktiven Punkte zu finden. Darüber hinaus setzen wir bestimmte Techniken ein, um den richtigen Winkel und die Tiefe der Nadeleinführung abzuschätzen, die erforderlich sind, um eine optimale Wirkung zu erzielen.9

Während wir Akupunktieren, sollten wir das Gefühl haben, dem Qi zu begegnen. Gewissermaßen „hören“ wir durch die Nadel. Der Prozess des Fühlens der Ankunft des Qi (Qi Zhi氣至) und des Erhaltens des Qi (De Qi 得氣) ist daher aus dieser Perspektive etwas, das vom Praktizierenden, aber nicht unbedingt vom Patienten gefühlt wird.

Dreh- und Angelpunkt der Leere

Das Bewusstsein für solche subtilen Erfahrungen erfordert vom Praktizierenden durchaus einen hohen Zustand von Präsenz und Aufmerksamkeit.

Der große japanische Zen-Meister Dōgen Zenji (1200-1253) spricht in diesem Zusammenhang über den sogenannten „Dreh- und Angelpunkt der Leere“, einem Seinszustand im Hier und Jetzt.

In diesem Prozess, ein Drehpunkt der Leere zu werden, organisiert sich das Qi entlang dieses Drehpunkts neu, so dass wir selbst mitten in einer geschäftigen Klinik diesen Zustand der Stille und Leere erreichen können.

Gelingt es uns in einem Zustand von Leere, Offenheit und Bewusstheit zu bleiben, werden wir sehr effektiv Akupunktieren. So werden wir selbst für einen Moment zu einer Verlängerung der Nadel, einem „spirituellen oder göttlichen Drehpunkt“, auf englisch: „Divine Pivot“ oder chinesisch: Ling Shu 靈樞.

Dian Hua點化

Dian Hua bedeutet Entfachen, im Sinne eines Initialfunkens, der eine Transformation anstößt. Wenn wir in der Lage sind, auf diese Weise zu akupunktieren, schaffen wir die Bedingungen dafür, dass sich das „System Körper“ neu organisiert. Dies kann zu einer großen Verschiebung beitragen, die wir „Ignition” nennen.

Dieser Begriff findet übrigens in der Osteopathie und in der Inneren Alchemie Verwendung. In der Inneren Alchemie wird dian hua als plötzliche Transformation betrachtet. Sie signalisiert das Entfachen des ursprünglichen Yang Qi. Ein Prozess, der für die Umwandlung und Verfeinerung von Qi notwendig ist.

In unserer klinischen Praxis stellen wir fest, dass dies den Selbstheilungs-Prozess in einem viel größeren Maße auslösen kann. Der Therapeut kann es nicht erzwingen, nur die richtigen Voraussetzungen schaffen.

Fazit

Zusammenfassend können wir schlussfolgern, dass die Wahrnehmungsfähigkeiten und die palpierenden Fähigkeiten eines Therapeuten von größter Bedeutung sind und dass dies bereits in den frühen chinesischen medizinischen Texten und späteren Kommentaren klar zum Ausdruck kommt. Dies sollte, meiner Meinung nach, ein Eckpfeiler in der Akupunktur-Ausbildung sein. Welchen Akupunktur- oder Behandlungsstil wir auch immer praktizieren, unser eigener Mindset ist von entscheidender Bedeutung.

Literatur /Links

An Axis of Efficacy, Part 1

An Axis of Efficacy, Part 2

Efficacy Born of Disposition (Shi 勢), A Broad Perspective on Treatment Strategy in Acupuncture Therapy, Charles Chace, Manuel Rodriguez Cuadras

https://static1.squarespace.com/static/59fbc57f29f187f1fa8a0664/t/5de54cca6e39282decb57a31/1575308492177/Shi-Efficacy- born-of-disposition.pdf

Restoring Order in Health and Chinese Medicine, Stephen Birch, Angel Cabrir Mir, Manuel Rodriguez Cuadras. La Liebre de Marzo, 2014

Original Tao, Inward Training (Nei-Ye) and the Foundations of Taoist Mysticism, Harald Roth. Columbia University Press, 2004

The Contemplative Foundations of Classical Daoism, Harald Roth. Suny Press 2021.

Überlegungen zur Möglichkeit des Brückenschlags von Interpretationen in Toyohari und Engaging Vitality, Felix de Haas

https://www.engagingvitality.com/ev-blog/2020/7/21/some-reflections-on-propensity-bridging-some-interpretations-in-toyohari-and-engaging-vitality

1 Original Tao, Inward Training (Nei-Ye) and the Foundations of Taoist Mysticism, Harald Roth. Columbia University Press, 2004

2 The Contemplative Foundations of Classical Daoism – Harald Roth – Suny Press 2021. Hier diskutiert Harald Roth die 12 Jade Knob Instruktionen aus der Zeit der Streitenden Reiche.

3 The Axis of Efficacy, Part 1, https://www.thelantern.com.au/product/an-axis-of-efficacy-part-1/

4 Auch sie betonen freilich, wie wichtig ein Zustand hoher Konzentration und Ruhe ist, um die subtilen Veränderungen in der Qi-Dynamik beobachten zu können.

5 Für eine breitere Diskussion dieser Interpretation über das „Hören“ im Zhuangzi, siehe Stephen Birch, das Kapitel Jing Mai and Qi in Wiederherstellung der Ordnung in Gesundheit und chinesischer Medizin, Stephen Birch, Angel Cabrir Mir, Rodriguez Cuadras. La Liebre de Marzo, 2014

6 Nei Ye Vers 11, Harald Roth 1999: 66

Original Tao, Inward Training (Nei-Ye) and the Foundations of Taoist Mysticism, Harald Roth. Columbia University Press, 2004

7 Wie sich der „Shape of Qi“ gut fühlen lässt, dazu gibt es eine bestimmte Palpationstechnik in Engaging Vitality, die von Charles Chase entwickelt wurde. Hier näher darauf einzugehen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Aber auf dem TCM-Kongress im Mai diesen Jahres habe ich diese Technik in einem Workshop vorgestellt.

8 Entwickelt wurde dieser Ansatz ursprünglich vom französischen Osteopathen Jean-Pierre Barral: Die sogenannte „Manual Thermal Diagnosis“.

9 Die nächsten Praxis-Workshops, in denen diese Techniken vermittelt und eingeübt werden, finden im ABZ München statt, mehr Infos unter: https://abz-muenchen.org/engaging-vitality-modul-1-3